Immobilienpreisentwicklung während der Corona-Krise

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Immobilienpreisentwicklung während der Corona

Im­mo­bi­li­en­preis­ent­wick­lung während der Corona-Krise in Deutschland

Nicht wenige hatten aufgrund der Corona Krise mit nachgebenden Preisen bei Mieten und Immobilien gehofft. Die Wirtschaft ist eingebrochen, die Zahl der Arbeitslosen steigt, die Staatsverschuldung steigt in schwindelerregender Geschwindigkeit, die Verbraucher sind zurückhaltend beim Geld ausgeben, das muss sich doch auch bei den Immobilienpreisen bemerkbar machen, so die Überlegung.

Doch weit gefehlt. An den grundsätzlichen Entwicklungen vor der Krise hat sich auch während Corona wenig bis gar nichts verändert. Die Immobilienpreise steigen auch während Corona lustig weiter. Das führt dazu, dass Käufer sich immer mehr verschulden müssen, die Darlehensbeträge, die von Immobilienkäufern aufgenommen werden müssen, steigen weiter. Aktuell liegt die durchschnittliche Kreditsumme, die für ein Eigenheim aufgenommen wird im Schnitt bei stolzen 291.000 Euro, so ermittelt vom Finanzdienstleister Dr. Klein.

Niedrige Finanzierungskosten – hohe Nachfrage

Abgesehen von einer kaum erwähnenswerten Delle, hat sich der Darlehensbetrag seit Juli letzten Jahres um deutlich über 10 Prozent erhöht, und der Trend scheint ungebrochen. Kein Wunder, denn nach wie vor ist Baugeld günstig zu haben. Die nach wie vor historisch niedrigen Zinsen, die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sowie das Mangeln an Alternativen zur Geldanlage führen dazu, dass ein großer Teil des Kapitals in das sog. Betongold investiert wird. Angesichts der scheinbar stabilen Aufwärtsbewegung der Immobilienpreise sieht das auch nach einer sinnvollen Entscheidung aus.

Interhyp Studie zur Entwicklung von Baufinanzierungen

Auch der Immobilienfinanzierer Interhyp bestätigt dies. In einer Studie, die insgesamt 600.000 Immobilienfinanzierungen im Zeitraum von 2010 bis 2020 auswertet, kommen die Münchner zu folgendem Ergebnis: „Der durchschnittliche Kaufpreis einer über Interhyp finanzierten Immobilie lag inklusive Nebenkosten im Jahr 2010 bei durchschnittlich 277.000 Euro, 2019 bei 403.000 Euro und im 1. Halbjahr 2020 bei durchschnittlich 434.000 Euro“, heißt es in einem Teilfazit. Damit stiegen die Durchschnittspreise in den vergangenen zehn Jahren bis Mitte 2020 um knapp 57 Prozent.

Als einer der Hauptgründe dafür sieht Interhyp die anhaltend günstigen Zinsen. Vergleicht man diese mit dem Niveau vor einigen Jahren, zeigt sich, dass man für eine günstige Finanzierung teilweise gerade noch ein Viertel der Zinsen berappen muss. Der Vorstandsvorsitzende von Interhyp, Jörgg Utecht dazu: „Die sehr niedrigen Zinsen für Immobilienfinanzierungen ermöglichen leistbare Kreditraten.“ Deshalb bleibe die eigene Immobilie weiterhin interessant für Eigennutzer und auch für Kapitalanleger, so der Finanzierungsexperte.

Lukrative Renditen auch für Anleger

Hinzu kommt der oben bereits kurz angesprochene Umstand, dass sich derzeit auf dem Immobilienmarkt auch größere Player tummeln, auch für Investoren, die zum Teil mit erheblichem Kapital ausgestattet sind, suchen nach sicheren und nachhaltigen Anlage Möglichkeiten und finden derzeit auf dem Immobilienmarkt gute Möglichkeiten. Die für das Kapital erzielbaren Renditen sind gut und relativ sicher.

Auch diesen Aspekt hat sich Interhyp angeschaut: „Der Anteil der Kapitalanleger, die eine vermietete Immobilie finanzieren, hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt“, so Interhyp. Der Anteil sei von zwölf Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 25 Prozent gestiegen. Das alles hört sich eigentlich weniger nach Problemen an, als vielmehr nach paradiesischen Zuständen. Es gibt allerdings auch Wasser im Wein, und davon nicht wenig.

 

Für Normalverdiener wird die eigene Immobilie immer unerschwinglicher

Deutschland war ja noch nie berühmt dafür, dass viele eine eigene Immobilie besitzen, im Gegenteil. In beinahe allen Ländern um uns herum ist die Eigenheimquote deutlich höher. Es war also schon bisher schwierig für Normalverdiener, sich eine eigene Immobilie leisten zu können, auf die Gründe dafür sind wir bereits in einem früheren Beitrag eingegangen.

 

Die aktuelle Entwicklung verschlimmert die Situation für Nor­mal­ver­die­ner beträchtlich.

Denn anders als die Immobilienpreise sowie die Durschnitts Kreditbeträge sind die Löhne nicht in gleichem Maße gestiegen, im Gegenteil, viele Löhne stagnieren. Eine ganze Reihe von Arbeitnehmern müssen aufgrund der Corona Krise sogar Einbußen verkraften, z.B. durch Kurzarbeit oder spezielle Vereinbarungen mit ihrem Arbeitgeber. Das macht es inzwischen für Normalverdiener beinahe aussichtslos, eine Immobilie zu finanzieren, hat man nicht einen reichen Onkel oder Schwiegereltern, die einen großzügigen Zuschuss bewilligen.

Denn die Banken reagieren wie man es erwartet. Knochentrocken und komplett ohne Verständnis. Klar, auch hier gilt es, das Risiko abzuwägen. Steigt die Kreditrate, weil die Summen insgesamt steigen ist das bereits schwierig. Sinkt dann auch noch das Einkommen darf man wohl getrost ein Kopfschütteln zur Finanzierungsanfrage erwarten.

 

Selbst Besserverdiener kommen an ihre Grenzen

Zumal viele Banken einen durchaus relevanten Eigenanteil an der Finanzierung erwarten, in den meisten Fällen mindestens die Kaufnebenkosten, oftmals auch mehr. Doch schon die reinen Kaufnebenkosten, die derzeit etwa 13 Prozent des Kaufpreises ausmachen, sind für viele deutlich zu hoch. Kein Wunder, geht man von den oben genannten 434.000 Euro aus, reden wir immerhin von schlappen 56.420 Euro. Für viele bereits der finanzielle Genickbruch.

Leider besteht derzeit wenig Hoffnung auf Besserung, so dass sich der Immobilienmarkt immer mehr zu einer Spielwiese der gut Betuchten entwickelt, eine Entwicklung, die gesellschaftlich durchaus nicht unbedingt erwünscht ist. Eine stabile, möglichst hohe Eigenheimquote hat eine ganze Reihe positiver, gesellschaftlicher Auswirkungen. Davon ist Deutschland weiter denn je entfernt, und so bleibt nur die Hoffnung, dass die Politik dieses Problem rechtzeitig erkennt, und Mittel und Wege findet, gegenzusteuern.

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